Wandteppich mit Szenen aus dem Leben der hl. Elisabeth / Basel, um 1480, Wolle, Leinen, gefärbt, gewirkt
Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. KT0003
Diese kostbare Tapisserie wurde 1860 von Großherzogin Sophie in der Schweiz erworben. Für die Wartburg und ihre Sammlung konnte und kann dieses außergewöhnliche Objekt nicht bedeutender sein: Der als Chor- oder Kapellenbehang einer Kirche in Basel gefertigte Teppich erzählt vier Momente aus dem Leben der heiligen Landgräfin Elisabeth von Thüringen. In der ersten Szene empfängt die Heilige einen Gesandten ihres Vaters aus Ungarn. In der folgenden Szene tritt ein nobel gekleideter Bote in die fürstliche Kemenate der Elisabeth. Es ist diesmal der Gesandte ihres Schwagers Heinrich, der ihr eine mit Golddukaten prall gefüllte Schatulle überbringt. Auf dem Spruchband ist zu lesen: „diesen.schatz.send.üich.uiver.swoger.groff.heinrich“ – diesen Schatz sendet Euch Euer Schwager Graf Heinrich. Es handelt sich um einen bedeutenden Moment in Elisabeths Leben, denn durch die Übergabe des Witwengeldes von Landgraf Heinrich IV. konnte Elisabeth nach Tod ihres Mannes Ludwig IV. in Marburg ein Hospital errichten lassen. Die beiden letzten Episoden spielen dort: Zuerst kleidet die Landgräfin einen Aussätzigen in ihren wärmenden Mantel. Zum Schluss steht die Heilige im grauen Gewand der Hospitalschwestern am Bett eines Kranken und füttert ihn mit Suppe; im Vordergrund speisen zwei Bettler an einer gedeckten Tafel.
Im 19. Jahrhundert schmückte der Wandbehang die Elisabethkemenate im Palas, die im Gedenken an die heilige Vorfahrin mit sakralen Motiven und Kunstwerken ausgestattet war. Als der Raum ab 1902 mit dem Mosaik zum Leben der Heiligen ausgestattet wurde, wechselte der Teppich in die sogenannte Schauküche, in der sich zahlreiche, auch von Sophie gestiftete Kunstwerke befanden.