„Wartburg von Südosten“ FRIEDRICH PRELLER D. Ä., UM 1840, ÖL AUF LEINWAND, WARTBURG-STIFTUNG, KUNSTSAMMLUNG, INV.-NR. M0094
Elias Pape, Bundesfreiwilliger der Wartburg-Stiftung, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats Dezember 2022 vor:
„Friedrich Preller der Ältere war immer mit seiner Geburtsstadt Eisenach verbunden und ebenso mit der Wartburg. Er war oft in der Natur und hat so schöne Bilder mit der Burg als Motiv geschaffen. Eines dieser Bilder, ‚Die Wartburg von Südosten‘, ist im Museum der Wartburg zu betrachten und aufgrund der friedlichen, naturbetonten Darstellung mein Lieblingsobjekt.“
„In ganz Thüringen giebt es schwerlich ein Stückchen Natur, die malerischer u. in jeder Weise interessanter sein kann, als Eisenach mit seiner Umgebung.“ So schrieb Friedrich Preller d. Ä. (1804–1874) über die Gegend um seine Geburtsstadt, als er von der Stadt Weimar um ein Gemälde als Hochzeitsgeschenk für die Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach gebeten wurde. Im Alter von fast 70 Jahren wählte Preller noch einmal ein für ihn bedeutendes Motiv: die Wartburg und ihre Geschichte.
Schon seit seinen jungen Jahren war Preller mit der geschichtsträchtigen Burg und ihrer malerischen Umgebung eng verbunden, sie war für ihn ein Ort der Erholung, der Inspiration und ein Studienobjekt.
Die malerische Natur mit der Wartburg fing Preller in verschiedenen Werken ein, so auch in dem um 1840 entstandenen romantischen Gemälde „Die Wartburg von Südosten“, welches im Museum ausgestellt ist. Die Burg thront hoch im Hintergrund des Bildes, während sich ein Weg durch die verschlungene Naturkulisse hindurchschlängelt. Der dichte Wolkenhimmel wird von Westen her von der Sonne durchbrochen. Sie lässt die Wartburg in einem mystischen Glanz erstrahlen. Dichte Baumkronen verdecken die direkte Sicht auf die untergehende Sonne, wodurch die Wartburg in den Fokus der Betrachtenden gerückt wird. Die von Preller dargestellte Natur ist in dieser Form freilich nicht vorzufinden. Sie ist der Fantasie des Malers entsprungen. Anders verhält es sich allerdings mit der Burganlage, denn sie dürfte zu dieser Zeit genau so ausgesehen haben.
Friedrich Preller d. Ä. wurde von 1814 bis 1821 an der Weimarer Zeichenschule ausgebildet und unternahm von 1824 bis 1831 Studienreisen nach Antwerpen und Italien. Diese Reisen wurden von Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und später dessen Sohn Carl Friedrich finanziert. Seine Wartburg-bezogene Schaffensphase lässt sich auf einen Zeitraum zwischen 1834 und 1855 datieren, was mit familiären sowie freundschaftlichen Beziehungen zu begründen ist. Begonnen hatte Prellers malerisches Wartburg-Engagement mit Sujets für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Im Conseilsaal des Weimarer Schlosses sollte er sechs größere Landschaftsbilder mit denkwürdigen Ereignissen der thüringischen Geschichte abbilden, von denen das Erste, 1835 gemalt, Friedrich den Freidigen und die Wartburg zeigte.
Besuchte Preller nach seinen Studienjahren im Ausland (1824–1831) zunächst seinen Patenonkel, den Hofgärtner Friedrich G. Dietrich sowie später den als Registrator in Eisenach arbeitenden Bruder, zog es ihn ab 1841 regelmäßig auf die Burg. Denn sein Freund, Bernhard von Arnswald, war der Burgkommandant des heutigen Weltkulturerbes geworden.
Zu dieser Zeit begann eine eindrucksvolle Entwicklung auf der Burg ihren Lauf zu nehmen, denn Großherzog Carl Alexander initiierte eine großangelegte Erneuerung der gesamten Burganlage, welche über 50 Jahre dauern sollte. Preller war dabei sehr engagiert und oft zu Gast auf der Burg. Er erstellte Gutachten für die Rekonstruktion. Gerüchteweise wurde der Bergfried nach seiner Empfehlung erhöht, um der Burg zu einer „wirkungsvolleren Gesamtsilhouette“ zu verhelfen. Die Richtigkeit der Behauptung lässt sich indes nicht belegen.
1855 hat Friedrich Preller einige Zeichnungen geschaffen, die einen Blick auf die „Baustelle“ Wartburg erlauben. So sieht man auf einer, dass gerade an der Treppe am Palas und der Neuen Kemenate im zweiten Burghof gebaut wurde. Der Maler sah diese Situation aus der Wohnung seines Freundes Bernhard von Arnswald.
Die Wartburgbegeisterung des Vaters muss auch auf den Sohn Eindruck gemacht haben: Friedrich Preller d. J. notierte in seinem Tagebuch von den regelmäßigen Aufenthalten auf der Burg, die er gemeinsam mit seinem Vater verbrachte.
1889 malte der Sohn die „Eiche im Herbststurm vor der Wartburg“. Das Gemälde war im Juli 2022 ebenfalls ein Objekt des Monats und wird im Museum ausgestellt, direkt neben dem Werk des Vaters: „Die Wartburg bei Eisenach.“
Beide Gemälde sind zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.