Kirchenpostille von Martin Luther Kirchen Postilla, Martin Luther, Wittenberg, 1562, Wartburg-Stiftung, Bibliothek, Sig. TH11

Zurück

Kirchen Postilla. Das ist, Auslegung der Euangelien an den fürnemesten Festen der Heiligen, vom Aduent bis auff Ostern, Martin Luther, Wittenberg, 1562, gedruckt bei Hans Lufft Wartburg-Stiftung, Bibliothek, Sig. Th 11. Titelblatt
Kirchen Postilla. Das ist, Auslegung der Euangelien an den fürnemesten Festen der Heiligen, vom Aduent bis auff Ostern, Martin Luther, Wittenberg, 1562, gedruckt bei Hans Lufft Wartburg-Stiftung, Bibliothek, Sig. Th 11. Titelblatt

Maja Ruhkamp, Gästeführerin auf der Wartburg, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats Oktober 2021 vor:

„Mein Lieblingsobjekt ist die Kirchenpostille Martin Luthers, die er selbst als „mein allerbestes Buch, das ich je gemacht habe“ bezeichnete. Die darin gesammelten Auslegungen der Heiligen Schrift für die Predigten des Pastors vor der Gemeinde sollten zu einem wichtigen Hilfsmittel für die protestantischen Gottesdienste werden und somit zu einem Schlüsselobjekt der Reformation.“

Galerie

  • Kirchen Postilla. Das ist, Auslegung der Euangelien an den fürnemesten Festen der Heiligen, vom Aduent bis auff Ostern, Martin Luther, Wittenberg, 1562, gedruckt bei Hans Lufft Wartburg-Stiftung, Bibliothek, Sig. Th 11. Titelblatt
    Kirchen Postilla. Das ist, Auslegung der Euangelien an den fürnemesten Festen der Heiligen, vom Aduent bis auff Ostern, Martin Luther, Wittenberg, 1562, gedruckt bei Hans Lufft Wartburg-Stiftung, Bibliothek, Sig. Th 11. Titelblatt
  • Auslegung der Epistel am vierten Sonntag des Advents in der Kirchenpostille der Wartburgbibliothek
    Auslegung der Epistel am vierten Sonntag des Advents in der Kirchenpostille der Wartburgbibliothek
  • Auslegung für die Christnachtmesse in der Kirchenpostille der Wartburgbibliothek
    Auslegung für die Christnachtmesse in der Kirchenpostille der Wartburgbibliothek

Luthers „allerbestes Buch“, das sonst gut verstaut in der Schaubibliothek der Wartburg verwahrt wird, ist noch den ganzen Oktober in der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“ aufgeschlagen zu bewundern. Recht nüchtern erscheint das Titelblatt der 1562, also 16 Jahre nach Luthers Tod, in Wittenberg gedruckten Ausgabe. Das Bild zeigt den Reformator gemeinsam mit einem sächsischen Herzog vor dem Kruzifix betend. Dieses Motiv bekräftigt mit der Fokussierung auf den Glauben sowie auf Christus bereits zentrale Aussagen des Protestantismus.

Im Kern ist die Kirchenpostille eine Sammlung von Predigten zu den Episteln und Evangelien für die Sonntage des Kirchenjahres. Mit der Reformation war die Predigt zu einem Grundbestandteil des Gottesdienstes geworden und Luther wollte die Geistlichen für diese wichtige Aufgabe vorbereiten, ihnen sozusagen Empfehlungen an die Hand geben. Der Begriff Postille stand dabei ursprünglich für „post illa verba textus“, die abschnittsweise Erklärung eines vorangegangenen biblischen Textes.

Luthers erster Teil der Postille erschien im März 1521 auf Latein und umfasste die Adventssonntage. Nachdem er im Zuge des verhängnisvollen Wormser Reichstages am 4. Mai 1521 auf die Wartburg gekommen war, wollte er dieses Werk auf Deutsch fortsetzen. Auf der Wartburg entstanden die Predigttexte des Weihnachtsfestkreises, die er dem Grafen Albrecht von Mansfeld mit wohlwollenden Worten über die heilige Elisabeth widmete. Sie erschienen im Frühjahr 1522 als sogenannte Weihnachtspostille, die mit der darauffolgenden deutschen Adventspostille als Wartburgpostille bezeichnet wird. 1525 folgte schließlich die Fastenpostille für die Sonntage bis Ostern. Der restliche Teil des Kirchenjahres wurde von Luthers Schüler Stephan Roth später aus nachgeschriebenen Predigten zusammengestellt und ebenfalls einzeln herausgegeben, ehe dann 1562 erstmals die gesamte überarbeitete und reich bebilderte Kirchenpostille erschien.

Die reichhaltigen Postillenausgaben Luthers sollten den „reinsten und schlichtesten Sinn des Evangeliums“ zu den Menschen transportieren. Dabei geben sie einen tiefen Einblick in Luthers Frömmigkeit und Theologie, nach der das Evangelium von Jesus Christus das Zentrum der Bibel darstellt. Die Geschichte seines Leidens, Sterbens und Auferstehens sei nach Luther ein Geschenk Gottes für die Gläubigen und zentrales Wesen ihrer Identität. Daher gelte es, das Evangelium als frohe und tröstende Botschaft zu vermitteln und zu leben, „denn Euangeli predigen ist nichts anders, denn Christum tzu uns komen odder uns tzu yhm bringenn.“

Da Luther die Postille in seinen eigenen Schriften als nützliches Hilfsmittel zur Auslegung der Predigttexte empfahl, verbreitete sie sich rasch. Neben der deutschen Bibel und den Katechismen zählte sie zu den bedeutendsten Werken der frühen protestantischen Bewegung. Sie war bei Pfarrern wie Laien gleichermaßen beliebt und wurde bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Predigthilfe und Erbauungsliteratur genutzt.

Die Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“ mit Luthers Kirchenpostille und vielen anderen spannenden Zeitzeugnissen kann noch bis zum 31. Oktober zu den Öffnungszeiten besichtigt werden.

Zurück