Gedenktafel mit den Porträts von Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen

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Gedenktafel mit den Porträts von Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen im Profil, Christian Lehr jun., Berlin, 1893, Gips, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. P0039
Gedenktafel mit den Porträts von Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen im Profil, Christian Lehr jun., Berlin, 1893, Gips, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. P0039

Andreas Cramer, Assistent Management, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats September 2021 vor:

„Mein Lieblingsobjekt befindet sich an einer unscheinbaren Stelle außerhalb des Museumsbereichs. Es ist eine Gedenktafel, die zu Ehren des Wartburgkommandanten und des Wartburgarchitekten – beide prägende Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts auf der Wartburg – geschaffen wurde.“

Galerie

  • Hugo von Ritgen im Profil, Philipp Uhl, Fotografie, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0813
    Hugo von Ritgen im Profil, Philipp Uhl, Fotografie, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0813
  • Porträt von Bernhard von Arnswald, Anton von Werner, 1865, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0846
    Porträt von Bernhard von Arnswald, Anton von Werner, 1865, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0846
  • Gedenktafel mit den Porträts von Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen im Profil, Christian Lehr jun., Berlin, 1893, Gips, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. P0039
    Gedenktafel mit den Porträts von Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen im Profil, Christian Lehr jun., Berlin, 1893, Gips, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. P0039

Dass sie einmal auf einer Gedenktafel gemeinsam präsentiert werden, hätten die Freunde Bernhard von Arnswald und Hugo von Ritgen zu ihren Lebzeiten wohl nicht zu hoffen gewagt. Betrachtet man die Geschichte des 19. Jahrhunderts auf der Wartburg, erscheint das aber gar nicht mehr so ungewöhnlich, denn beide haben bedeutende Spuren auf der im Wandel befindlichen Burg hinterlassen.

Seit 1838 hat sich Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach die Erneuerung der zum Teil baufälligen alten Feste zur Lebensaufgabe gemacht, um sie mit Hilfe von Architektur, bildender Kunst, Literatur und Musik wieder „im alten Glanz“ erstrahlen zu lassen. Als 1840 der letzte Kastellan der Burg gestorben war, wurde deshalb nicht mehr nur nach einem einfachen Zivilisten, sondern einem befähigten Kommandanten gesucht, der nicht zuletzt die Arbeiten an der Wiederherstellung der Wartburg leiten und beaufsichtigen sollte. Die Wahl fiel auf den damals 33jährigen Leutnant Bernhard von Arnswald, der seine bisherige Laufbahn aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.

Hugo von Ritgen, Architekt und Hochschullehrer aus Gießen, hat die alte Feste 1846 kennengelernt. Damals tagte die deutsche Architektenversammlung in Gotha, bei einem Ausflug wurden vor Ort die Entwürfe für die architektonische Erneuerung der Wartburg von Ferdinand von Quast und Johann Wilhelm Sältzer begutachtet. Im Anschluss hat Ritgen sich sofort ans Werk gemacht und eigene Entwürfe und eine Studie für die Wiederherstellung der Burg ausgearbeitet. Unterstützt wurde er dabei von Bernhard von Arnswald, der ihn mit Bauaufnahmen und umfangreichen historischen Informationen versorgte. Beide Männer machten die Neugestaltung der Wartburg zu ihrer Lebensaufgabe. Sie verband eine enge Freundschaft, die, durchaus nicht immer frei von Konflikten, bis zum Lebensende Arnswalds im Jahr 1877 dauerte.

Nachdem Hugo von Ritgen 1889 gestorben war, bot der Berliner Bildhauer Christian Lehr jr. an, eine Gedenktafel auf die Freunde zu schaffen und der Wartburg zu stiften. Hermann, der Bruder von Bernhard von Arnswald und dessen Nachfolger im Amt, stellte dem Künstler hocherfreut Porträts, unter anderem von Anton von Werner, als Vorlagen zur Verfügung. In Medaillons in Form einer sich windenden Schlange blicken sich Kommandant und Architekt im strengen Profil an, über ihnen ist der Hausorden vom Weißen Falken (oder auch der Wachsamkeit) des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach mit der Devise „Vigilando ascendimus“ (durch Wachsamkeit steigen wir empor) angebracht. Ob es an der schlichten Ausführung in Gips – ein Bronzeguss hätte mit Sicherheit die Mittel des Künstlers überstiegen – oder der strengen Darstellung im Profil lag, dem Burgherrn Carl Alexander gefiel jedenfalls das Relief der von ihm hochgeschätzten Männer nicht, sodass eine Anbringung auf der Wartburg lange nicht Frage kam. Im 20. Jahrhundert hat das Stück schließlich doch seinen Platz gefunden, und es lohnt ein Blick darauf, erinnert es doch auch an die bedeutenden Hinterlassenschaften des Wartburgarchitekten und des Wartburgkommandanten: Während die nach Hugo von Ritgens Entwürfen bis 1890 errichteten Gebäude – Bergfried, zweite Torhalle, Dirnitz, Neue Kemenate und Ritterbad – heute maßgeblich das stolze Bild der Wartburg prägen, lässt uns der musisch begabte Kommandant Bernhard von Arnswald mit mehr als 800 Zeichnungen und ausführlichen Tagebüchern tief in das Leben und die Ereignisse des 19. Jahrhunderts auf der Wartburg eintauchen.

Die Gedenktafel befindet sich im Gang neben der Eintrittskartenkasse im Untergeschoss der Dirnitz und ist während der Öffnungszeiten der Wartburg zu besichtigen.

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