Eiche im Herbststurm vor der Wartburg Friedrich Preller D. J., Öl auf Leinwand, 1889, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0318

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Eiche im Herbststurm vor der Wartburg, Friedrich Preller d. J., Öl auf Leinwand, 1889, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0318
Eiche im Herbststurm vor der Wartburg, Friedrich Preller d. J., Öl auf Leinwand, 1889, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0318

Grit Jacobs, Leiterin der Sammlungen, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats Juli 2022 vor:

„Friedrich Preller der Jüngere war seit seiner Kindheit ein häufiger Gast auf der Wartburg. Der Sohn des Malers Friedrich Preller d. Ä. und Patenkind des Wartburgkommandanten Bernhard von Arnswald war selbst Maler. Eine seiner stimmungsvollen Wartburgansichten ist seit neuestem im Museum der Wartburg zu bewundern und deshalb mein Lieblingsobjekt.“

Galerie

  • Wartburg Hof, Friedrich Preller d. J., vor 1872, Graphit, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0582
    Wartburg Hof, Friedrich Preller d. J., vor 1872, Graphit, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G0582
  • Eiche im Herbststurm vor der Wartburg, Friedrich Preller d. J., Öl auf Leinwand, 1889, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0318
    Eiche im Herbststurm vor der Wartburg, Friedrich Preller d. J., Öl auf Leinwand, 1889, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0318

Das im Museum der Wartburg präsentierte Gemälde „Eiche im Herbststurm vor der Wartburg“ zeigt eine der eindrucksvollen Landschaftsdarstellungen, für die Friedrich Preller d. J. berühmt ist. Während sich eine Eiche mit ihrem goldenen Herbstlaub im Wind neigt, erhebt sich entfernt die Burg aus dem nebligen Tal und erscheint – aus einer Wolkenlücke von der Sonne in helles Licht getaucht – geradezu verklärt.

Friedrich Preller d. J. ist einer von zahllosen Künstlern, die die Wartburg in der Landschaft zu ihrem Sujet machten. Doch hatte er zudem einen ganz persönlichen Bezug, denn er kannte die Burg seit seinen Kindertagen und bewahrte viele schöne Erinnerungen an sie und die Menschen, die dort tätig waren.

Im Jahr 1838, als Friedrich Preller d. J. geboren wurde, brachen gerade neue Zeiten auf der Wartburg an. Bei einem Rundgang durch die Wartburg soll Großherzogin Maria Pawlowna ihren Sohn Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach mit den Worten „Du solltest daran denken dies wiederherzustellen“ zur Erneuerung der Burganlage angeregt haben. Schon wenig später entstanden die ersten Entwürfe zur „Wiederherstellung“ der Wartburg, die mehr als fünf Jahrzehnte dauern sollte. Prellers Vater Friedrich, selbst Eisenacher, war mit dem späteren Wartburgkommandanten Bernhard von Arnswald eng befreundet, nahm lebhaften Anteil an den Geschehnissen und war häufig zu Gast auf der Burg. Schon früh begleitete ihn sein jüngster Sohn Friedrich, der in seinen Tagebüchern die Wartburgaufenthalte seiner Kindheit und Jugend festhielt. Er erinnerte sich lebhaft daran, dass sich die Burg im Jahr 1854 in eine regelrechte Großbaustelle verwandelt hatte. Der Palas wurde wieder in seinen alten Glanz versetzt und der Umbau des sogenannten Neuen Hauses – heute Neue Kemenate – hatte begonnen.

Nahezu stündlich wurde ein achtspänniger Wagen mit Baumaterial auf die Burg gezogen, hunderte Arbeiter sollen in den Höfen tätig gewesen sein, die Schläge der Steinmetze, das Läuten und Pfeifen der Signale und die Peitschenhiebe und das Geschrei der Fuhrknechte machten für den jungen Friedrich „eine oft sinnenverwirrende Musik“. Der Jugendliche genoss seinen Aufenthalt, kletterte über die Gerüste, sah dem Bildhauer Konrad Knoll zu, wie er Löwen und Drachen modellierte und beobachtete Moritz von Schwind beim Malen im Landgrafenzimmer. Mit einem Maultier konnte er ausgedehnte Ausflüge unternehmen und sich von der Landschaft inspirieren lassen. Zum Schaudern brachten ihn offenbar nur die Eisenmänner in der Rüstsammlung, die er auf dem Weg zu seinem Schlafzimmer allabendlich passieren musste…

Friedrich Preller d. J. hatte schon früh gewusst, dass er Maler werden wollte und war mit 13 Jahren in das Atelier seines Vaters eingetreten. Seine erste Reise nach Italien konnte er 1859 mit seinem Vater erleben; das Land blieb ein bevorzugtes Ziel. Italienische und griechische Landschaften und mythologische Darstellungen gehören genauso zum Werk des späteren Professors der Dresdner Akademie wie Ausmalungen in der Dresdner Semperoper und der Albrechtsburg in Meißen. Doch hielt er eben auch den prägenden Ort seiner Kindheit und Jugend in mehreren Gemälden fest.

Die „Eiche im Herbststurm vor der Wartburg“ ist eine bedeutende Bereicherung des Bestands an Landschaftsdarstellungen der Wartburg. Der Erwerb des Gemäldes verdankt sich den Spenden der Besucherinnen und Besucher der Wartburg, die Restaurierung wurde durch die Förderung des Landes Thüringen möglich. Allen sei hiermit herzlich gedankt! Das Gemälde Friedrich Prellers d. J. ist im Museum zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.

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