Die Zisterne der Wartburg Blick auf die Zisterne im zweiten Burghof der Wartburg von Süden

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Zisterne
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Jens Fischer, Digitalmanager der Wartburg-Stiftung, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats April 2023 vor:

„Die Zisterne der Wartburg ist mein Lieblingsobjekt des Monats, denn sie ist ein spannendes technisches, historisch extrem wichtiges, und zugleich so unscheinbares Objekt. Als Filterzisterne sicherte sie über Jahrhunderte die elementar wichtige Wasserversorgung der Wartburg, ehe sie Ende des 19. Jahrhunderts durch Wasserleitungen von Quellen aus dem Umland ersetzt wurde.“

Galerie

  • Blick in den zweiten Burghof der Wartburg von Süden mit der Zisternenüberdachung als offener Unterstand, Franz Kuchenbuch, 26.7.1842
    Blick in den zweiten Burghof der Wartburg von Süden mit der Zisternenüberdachung als offener Unterstand, Franz Kuchenbuch, 26.7.1842
  • Aufbau und Funktionsweise einer Filterzisterne wie sie auf der Wartburg bestand, Zeichnung von Jörg Müller
    Aufbau und Funktionsweise einer Filterzisterne wie sie auf der Wartburg bestand, Zeichnung von Jörg Müller
  • Blick auf Zisterne und Gadem von Süden, Anfang 20. Jahrhundert, Fotografie
    Blick auf Zisterne und Gadem von Süden, Anfang 20. Jahrhundert, Fotografie
  • Einsatzübung der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks am 25. September 2018 an der Zisterne auf der Wartburg
    Einsatzübung der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks am 25. September 2018 an der Zisterne auf der Wartburg

Die Zisterne im südlichen Teil des zweiten Burghofs der Wartburg wurde bereits in hochmittelalterlicher Zeit angelegt. Als Höhenburg auf massivem Gestein hat die Burg keinen eigenen Brunnen mit Zugang zum Grundwasser besessen. Die Wasserversorgung stellte somit eine echte Herausforderung dar. Es wurden zwar auch Eseltreiber mit Eseln eingesetzt, um Wasser mit Fässern und Schläuchen von Quellen aus dem Umland auf den Berg zu bringen, doch das war mühselig. Tagtäglich wurden große Mengen an frischem Wasser benötigt, und bei einer Belagerung hätte man auf dieses Prinzip nicht zurückgreifen können. Das Sammeln von Regen- und Tauwasser war also schon im Mittelalter ein wichtiger Grundpfeiler der Wasserversorgung auf den Höhenburgen Deutschlands.

Es gibt zwar keine Informationen über das Aussehen und die Nutzung der mittelalterlichen Zisterne, aber die Akten aus dem frühen 16. Jahrhundert und späteren Zeiten geben Auskunft. Anders als heute sah die Filterzisterne vor 500 Jahren wie ein Brunnen aus: Aus einem runden gemauerten Schacht konnte mit einem Eimer an einer Brunnenkette Frischwasser geschöpft werden. Zum Schutz gegen Verunreinigung war der Schacht überdacht. Auf dem Hof selbst konnte man also kein großes offenes Wasserbecken sehen, sondern ein kleines „Brunnenhäuschen“, weswegen in den Quellen vielfach auch von „Brunnen“ bzw. „born“ gesprochen wurde. Das Regen- und Tauwasser wurde über Dachrinnen und den abschüssigen Burghof zur Zisterne geleitet, durch aufgeschütteten Kies gefiltert und sammelte sich am Grund des Beckens.

In den Akten vom Januar 1550 ist eine Gesamttiefe der Anlage von 24 Schuh (etwa 6,8 Meter) angegeben, bei einer durchschnittlichen Füllhöhe von 14 Schuh (etwa 4 Meter). Außerdem wurde angegeben, dass die Zisterne etwa 250 Fuder Wasser fassen konnte, was etwa 200 m³ oder etwa 1.000 Badewannen entsprochen hat. In ihrer heutigen Form ist die Zisterne von ihrem höchsten Punkt aus rund 8 Meter tief und kann 250 m³ Wasser aufnehmen.
Damals wurde das geförderte Wasser zum Kochen, Brotbacken, Waschen und Bierbrauen verwendet und in Holzfässern und Wassertonnen gelagert. Sowohl Reparaturen als auch verschiedene Maßnahmen an der Filterzisterne selbst, wie etwa die Dachdeckung, die Instandhaltung der Aufziehkette oder das regelmäßige Reinigen der Zisterne, sind in den Akten festgehalten worden.

Im Zuge der Erneuerung der Wartburg im 19. Jahrhundert wurde auch die Zisterne grundlegend verändert. So wurde sie für die Trinkwassergewinnung aufgegeben, das Brunnenhäuschen wurde entfernt und das Wasserbecken freigelegt, das seitdem nach oben komplett offen ist. 1873 wurde eine Tür in die Umfassungsmauer gebrochen, um bei einem Brand die Löschgeräte besser handhaben zu können. 1888 wurden Zinnen auf die Umfassungsmauer gesetzt. 1902 wurde schließlich die Mauerhöhe entsprechend des abfallenden Terrains verringert.

Seit 1875 liefen die Planungen, die Wartburg aus den umliegenden Quellen des Thüringer Waldes mit Frischwasser zu versorgen. Bis Ende des Jahres 1886 waren die Arbeiten dafür getan und der Bau des Ritterbades konnte 1889 begonnen werden. Bis heute werden die Wartburg und das Hotel auf diesem Wege mit Frischwasser versorgt. Die Zisterne dient immer noch als Löschwasserbecken für die Feuerwehr. Für eine Höhenburg wie die Wartburg ist das auch im 21. Jahrhundert noch unerlässlich, um im Falle eines Brandes schnell auf genügend Wasser zugreifen zu können. Wie die Feuerwehr das Wasser der Zisterne zum Einsatz bringen kann, wurde übrigens bei einer Katastrophenschutzübung von 60 Einsatzkräften am 25. September 2018 geprobt.

Quellen:

Blick auf die Zisterne im zweiten Burghof der Wartburg von Süden, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Foto: Rainer Salzmann

Blick in den zweiten Burghof der Wartburg von Süden mit der Zisternenüberdachung als offener Unterstand, Franz Kuchenbuch, 26.7.1842, Feder und Pinsel in Braun, laviert, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. G1264

Aufbau und Funktionsweise einer Filterzisterne wie sie auf der Wartburg bestand, Zeichnung von Jörg Müller, aus: Heinrich Boxler, Jörg Müller: Burgenland Schweiz. Solothurn (Aare) 1990, S. 94

Blick auf Zisterne und Gadem von Süden, Anfang 20. Jahrhundert, Fotografie, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr. Abz_02_0114

Einsatzübung der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks am 25. September 2018 an der Zisterne auf der Wartburg, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Foto: Rainer Salzmann

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