Die Sonderausstellung „Im Bann des Genius Loci. Die Wartburg und die Musik“
Dorothee Menke, wissenschaftliche Mitarbeiterin, wirft im Monat Januar einen Blick zurück auf die Sonderausstellung „Im Bann des Genius Loci. Die Wartburg und die Musik“ und wagt gleichzeitig einen hoffnungsvollen Blick auf das neue Jahr:
„2020 war durch die Corona-Pandemie für alle herausfordernd und mit mehr oder weniger großen beruflichen wie persönlichen Einschnitten verbunden. Hoffen wir, dass sich im neuen Jahr 2021 die Situation auch und gerade für Künstler und Kulturschaffende verbessert, von denen viele mit ihren Auftritten den Musikort Wartburg geprägt haben.“
Zwar konnte die Sonderausstellung nach dem Frühjahrs-Lockdown am 17. Mai wie geplant ihre Pforten öffnen, auf die feierliche Eröffnung und das 400. Wartburgkonzert am Vortag musste aber verständlicherweise verzichtet werden; im November erfolgte die erneute Schließung. Es erscheint fast wie eine Ironie des Schicksals, dass gerade im Themenjahr „Musikland Thüringen“ 2020 so gut wie alle Konzerte auf der Wartburg abgesagt werden mussten. Glücklicherweise konnten in den Sommermonaten viele Gäste begrüßt werden, die sich in der Ausstellung auf die musikalischen Spuren begeben konnten, die auf der Wartburg hinterlassen wurden. Bekannte Höhepunkte der Musikgeschichte der Wartburg wurden vorgestellt, etwa die mittelhochdeutsche Dichtkunst, die ihren Nachhall im legendären Sängerkrieg und Richard Wagners Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ fand, das patriotische Liedgut, das beim Wartburgfest 1817 erklang oder die Aufführung des Oratoriums „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ von Franz Liszt 1867 im umgestalteten Festsaal. Daneben wurden auch bisher weniger beachtete musikalische Facetten beleuchtet: die (Wander-)Liedtradition an der Wende zum 20. Jahrhundert, in der die Feste als Sehnsuchtsort besungen wurde, das Liedgut der 1920er und 1930er Jahre, als Burg und Musik in den Dienst der völkischen, bald dezidiert nationalsozialistischen Ideologie gestellt wurden, und die Chortreffen in den 1950er Jahren mit zehntausenden Sängern aus Ost und West. Die Wartburgkonzerte haben seit 1958 Tradition, außerdem prägen Aufführungen von Wagners „Tannhäuser“ am „Originalschauplatz“, der MDR-Musiksommer, das Wartburg-Festival oder Blues- und Hiphopnächte den heutigen Musikkalender. Wie es ist, an einem historischen Ort zu musizieren, haben namhafte Künstlerinnen und Künstler geschildert, deren Interviews – ebenso wie Themen der Ausstellung – im Begleitband zur Sonderausstellung nachzulesen sind. Hier sollen sie auszugsweise noch einmal zu Wort kommen, in der Hoffnung, dass solche Erlebnisse bald wieder möglich sind.
„Es gibt tatsächlich solche Orte, die eine gewisse Magie haben. Ich mag allerdings beides: Alte Gemäuer und auch moderne Neubauten. […] Auf der Wartburg zu spielen ist und bleibt dennoch besonders.“ Felix Klieser
„Grundsätzlich liebe ich historische Orte und vor allem solche, an denen schon sehr viel und oft musiziert wurde. Die Wartburg ist unter all den historischen Stätten […] ein besonders herausragender Ort. […] Man spürt hier wirklich im wahrsten Sinne des Wortes lebendige Geschichte.“ Ragna Schirmer
„[…] ich bin sehr froh und dankbar, dass es ein Album meines Trios gibt, das den Namen der Wartburg trägt.“ Michael Wollny
„Die heiligen Hallen veredeln auch das Denken, auch das Singen und das Hören. In diesem Sinne ist es sehr inspirierend, einmal darinnen auftreten zu können. Dabei entsteht etwas, das heutzutage im Verschwinden zu sein scheint: Achtung, eine Behutsamkeit der Gegenwart gegenüber der Geschichte.“ Hans-Eckardt Wenzel
„Es ist immer ein besonderes Erlebnis, in diesem geschichtsträchtigen und wunderschönen Festsaal auftreten zu dürfen.“ Eva Lind
„Der Festsaal kann akustisch problemlos mit den großen Konzertsälen dieser Welt mithalten.“ Otto Sauter
„Gerade ich als Musiker bin auch viel unterwegs, und wenn man dann zurückkehrt nach Eisenach und man sieht die Wartburg schon von Weitem, dann weiß man einfach, man ist gleich zuhause, man kommt daheim an.“ Dieter Gasde
„Selbst der stete, etwas kalte Luftzug auf der Bühne, hat im Wartburg-Palas einen gewissen Charme, denn man weiß als Künstler: ‚der hat auch schon Luther umweht‘“. Ensemble amarcord
„Es war traumhaft auf der Wartburg zu spielen, es war für uns eine große Ehre und wir sind dankbar, dass wir beim HipHop meets Minnesang teilnehmen durften. Es ist eine unbeschreibliche Kulisse, die viel Energie in sich trägt und daher der perfekte Austragungsort für so ein Event ist.“ Marco Turko von 3ST ICH KITE
„Wagners Tannhäuser am Originalschauplatz vom 2. Akt zu erleben, ist natürlich das Nonplusultra für jeden Musiker und Opernliebhaber.“ Philippe Bach
„Was hat diese Burg nicht alles erlebt, ertragen und überlebt. Wir sind stolz darauf in diesen heiligen Hallen gespielt zu haben […]“ Jean-Jacques Kravetz
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Begleitband erschienen, der u.a in unserem online Museumsshop erhältlich ist.