„Dich, teure Halle, grüß' ich wieder“. Der zweite Akt von Richard Wagners "Tannhäuser", 1963 vom DDR-Fernsehen auf der Wartburg gedreht.
Andreas Volkert, Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen auf der Wartburg, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats Mai 2020 vor:
„Die Aufnahme des 2. Aktes von Richard Wagners Tannhäuser, die ab 17. Mai 2020 in der Sonderausstellung über die Wartburg und die Musik zu sehen und hören sein wird, zeigt eine ganz besondere Inszenierung des Werks, das untrennbar mit der Wartburg verbunden ist.“
Dass der Tannhäuser und die Wartburg heute für jeden untrennbar zusammengehören, hat seinen Ursprung im Jahr 1842, als Richard Wagner auf seiner Reise von Paris nach Dresden die Wartburg aus seinem Kutschenfenster erblickte und in seinem Geist unmittelbar das Bild seiner Tannhäuser-Oper erschien. Nachdem das Werk 1845 in Dresden mit mäßigem Erfolg uraufgeführt wurde, hat Wagners Freund Franz Liszt vier Jahre später schließlich Weimar zur „Pforte“ gemacht, „durch die Wagner in Deutschland einzog“, als er den Tannhäuser am Hoftheater inszenierte. Die Oper trat ihren Siegeszug auf den Bühnen Europas an und spätestens seit einer Bayreuther Inszenierung im Jahr 1891 stand der Festsaal der Wartburg an unzähligen Opernhäusern Pate für die Kulisse des zweiten Aktes.
Wie der Tannhäuser 1963 seinem „Ursprungsort“ einen Besuch abstattete, davon zeugt der Film des DDR-Fernsehens, in dem die Wartburg und die sie umgebene Landschaft zu Schauplätzen wurden. Nach einer Großaufnahme der Burg öffnen sich zu den Klängen der Ouvertüre eindrucksvoll die schweren Tore und man erblickt dann den Auszug der Pilger und Tannhäusers Ankunft im Tal unter Burg. Der zweite Akt findet im Inneren des Palas statt. Wer jedoch großen Festsaal als „Halle der Minnesänger“ erwartet, sieht sich enttäuscht. Das DDR-Fernsehen hat seine ganz eigene Ortswahl getroffen und das Geschehen ins Erdgeschoss verlegt. Der sogenannte Speisesaal, deutlich schlichter als der prächtige historistische Saal im obersten Geschoss, verbreitet eine mittelalterliche Atmosphäre, was wohl dem Anliegen der Filmemacher entsprochen haben dürfte. Der Qualität der historischen Aufnahme tut dies indes keinen Abbruch.
2003 war es dann endlich soweit, Ort und Werk haben im Festsaal mit einer Aufführung des Eisenacher Landestheaters endgültig zueinander gefunden und begeistern nun jährlich, seit 2009 unter der Regie des Staatstheaters Meiningen, das Publikum.
Wenn dieser Tage der Palas und das Museum wieder für Besucher geöffnet werden können, dann werden die Klänge von Wagner Tannhäuser zunächst nur in der Ausstellung „Im Bann den Genius Loci. Die Wartburg und die Musik“ zu hören sein. Aber immerhin! Solange wir alle noch die großartigen Konzerte von Deutschlandfunk oder den MDR-Musiksommer, das Wartburg-Festival, die Blues- und Hiphopnacht im zweiten Hof oder aber die gefeierten Tannhäuser-Aufführungen vermissen müssen, verkürzt die diesjährige Sonderausstellung ein wenig die Wartezeit. Sie erzählt Geschichten von der musikalischen Wartburg in Vergangenheit und Gegenwart, deren Vielfalt vom Minnesang über die patriotischen Lieder der Burschen, die volkstümlichen Heimat- und Wanderlieder, die klassische Musik bis hin zu Blues, Jazz und Hiphop reicht.
Wie immer sei Ihnen im Namen aller Mitarbeiter der Burg alles Gute und Gesundheit gewünscht. Besuchen Sie ab 17. Mai die Sonderausstellung und freuen wir uns gemeinsam auf die Zeit, in der Festsaal und Hof auch wieder von musikalischem Leben erfüllt sind.
Der Film „Dich, teure Halle, grüß' ich wieder“ ist ab 17. Mai 2020 in der Sonderausstellung „Im Bann des Genius Loci. Die Wartburg und die Musik“ während der Öffnungszeiten des Museums zu sehen und zu hören und, ebenso wie der reich bebilderte Begleitband zur Ausstellung, im Shop der Wartburg zu erwerben.
Für einen Eindruck von den Tannhäuser-Aufführungen klicken Sie bitte hier.