Der Steinway-Flügel im Festsaal des Palas

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Der Steinway-Flügel bei der ersten Generalprobe des Tannhäuser für Kinder 2014 © Wartburg-Stiftung, Fotothek, Christian Böhm
Der Steinway-Flügel bei der ersten Generalprobe des Tannhäuser für Kinder 2014 © Wartburg-Stiftung, Fotothek, Christian Böhm

Christian Böhm, Mitarbeiter im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen, verantwortlich für Konzertkarten/Buchhaltung, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats April 2021 vor:

„Der Steinway-Flügel im Festsaal des Palas der Wartburg ist, da aufgrund der Corona-Pandemie bereits die ersten anberaumten Konzert-Termine 2021 wieder gestrichen werden mussten, mein Objekt des Monats. Wünschen wir ihm alle, dass er auch in seinem fünften Jahrzehnt auf der Burg bald wieder seiner Bestimmung nachgehen kann.“

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  • Der Steinway-Flügel bei der ersten Generalprobe des Tannhäuser für Kinder 2014 © Wartburg-Stiftung, Fotothek, Christian Böhm
    Der Steinway-Flügel bei der ersten Generalprobe des Tannhäuser für Kinder 2014 © Wartburg-Stiftung, Fotothek, Christian Böhm
  • Der Festsaal der Wartburg mit dem Steinway-Flügel im Vordergrund © Wartburg-Stiftung, Fotothek
    Der Festsaal der Wartburg mit dem Steinway-Flügel im Vordergrund © Wartburg-Stiftung, Fotothek

„Sehr geehrte Damen und Herren, der Wandel der Zeit bringt es mit sich, dass es möglich ist, mit Ihnen nun direkt Kontakt aufzunehmen.“ So schrieb die Firma Steinway & Sons in Hamburg im Juni des Nachwendejahres 1990 an die Wartburg-Stiftung. Der prachtvolle Konzertflügel auf der Bühne des Festsaals der Wartburg wurde aber tatsächlich bereits drei Jahre zuvor, am 27. März 1987, bei eben jener Hauptniederlassung für die Wartburg-Stiftung erworben. Ermöglicht wurde der Ankauf durch die Deutsche Musikinstrumenten- und Spielwaren Außenhandelsgesellschaft mbH Berlin, kurz DEMUSA und das Ministerium für Kultur der DDR, mit einem extra geschaffenen Etat von ungefähr 180.000 DM. Leitgedanke des Ankaufes war, die hochkarätigen Konzerte auf der Wartburg auf einem hochwertigen Konzertflügel stattfinden zu lassen. Da es sich vornehmlich um die Wartburgkonzerte des Senders Stimme der DDR/Deutschlandradio, heute Deutschlandfunk Kultur, handelte, wurde es Dr. Wolfgang Börner, von 1977 bis 2002 Redakteur der Wartburg-Konzerte, gestattet, in Begleitung der weltberühmten Pianistin Annerose Schmidt nach Hamburg zu reisen. Die Wahl fiel schließlich auf den größten Konzertflügel von Steinway & Sons, das Modell D-274 mit schwarz polierter Oberfläche, in Gänze beeindruckende 274 cm lang, 157 cm breit und mit einem Gesamtgewicht von 500 kg. Auf diesem Modell, das die erste Wahl der meisten Konzertpianisten ist, werden auch heute noch die meisten Konzerte und Aufnahmen gespielt. Durch diese glücklichen Umstände kam die Wartburg also zu ihrem Steinway-Konzertflügel.

Seit seiner Ankunft nimmt das Instrument imposant und würdevoll seinen für ihn vorgesehenen Platz ein und hat den Festsaal seit dem Ankauf auch nie wieder verlassen. Aus diesem Grund ist der Flügel nach wie vor in einem ausgezeichneten Zustand, was immer wieder sowohl von Künstlern als auch Klavierstimmern begeistert geäußert wird.

Ein teurer Steinway-Flügel alleine wäre natürlich nur mehr Zierde, würde er nicht gespielt. Und so haben in den vergangenen 34 Jahren zahlreiche herausragende Künstler unterschiedlicher musikalischer Stilrichtungen wie Jean-Jacques Kravetz, Justus Frantz, Claudius Tanski, Håvard Gimse, Walter Olbertz, Norman Shetler, Claar ter Horst, Irina Puryshinskaja, Paul Kuhn, Gertraud Geißler, Olga Scheps, Khatia Buniatishvili und viele weitere mehr an den Tasten Platz genommen. Sie alle haben den Festsaal der Wartburg als Konzertstätte nicht nur aufgrund seiner feierlichen Ausstrahlung und prachtvollen Optik begeistert zu schätzen gelernt, sondern auch und nicht zuletzt wegen der vollendeten und verstärkenden Akustik der trapezförmigen Kassettendecke.

So stellte sich Ragna Schirmer als Heranwachsende bei einem Besuch des Saals vor: „was wäre das für ein Traum, einmal auf dieser Bühne zu spielen. (…) Und als ich dann in den 90er Jahren das erste Mal hier auftreten durfte, wären mir auf der Bühne fast die Tränen gekommen, weil ich mich an diesen Moment so stark erinnerte und er tatsächlich Wahrheit geworden war.“  Ebenso wie die Pianistin hat auch Michael Wollny auf dem Steinway gespielt. Der Jazzpianist erinnert sich: „Der Ort prägt die Musik – manchmal so sehr, dass das aus dem Mitschnitt resultierende Album dies bereits im Titel ankündigt. In diesem Sinne: ich bin sehr froh und dankbar, dass es ein Album meines Trios gibt, das den Namen der Wartburg trägt.“

Der Steinway-Flügel ist während der Öffnungszeiten im Rahmen der Führungen zu sehen und bei zahlreichen Konzerten mit Klavierbegleitung während der jährlichen Konzertsaison auch zu hören.

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