„Der Sängerkrieg auf der Wartburg“ Gemälde von August Wille

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August von Wille: Der Sängerkrieg auf der Wartburg, um 1859, Öl auf Leinwand, 130 x 88 cm, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0317
August von Wille: Der Sängerkrieg auf der Wartburg, um 1859, Öl auf Leinwand, 130 x 88 cm, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0317

Yvonne Spank, Gästeführerin auf der Wartburg, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats Oktober vor:

„Das farbenfrohe Historiengemälde passt wunderbar in den zweiten Museumsraum, in dem die Instrumente der Wartburgsammlung in einen Zusammenhang mit der Tradition des Musenhofes gestellt werden. Als solcher soll die Wartburg im Mittelalter Austragungsort des legendären Sängerkriegs gewesen sein, den August von Wille hier sehr lebendig auferstehen lässt. Mir gefällt an dem Bild die gesamte Stimmung, die durch die kräftigen Farben, die Wirkung von Licht und Schatten, aber auch die zahlreichen, manchmal erst auf den zweiten Blick erkennbaren, Details erzeugt wird.“

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  • August von Wille: Der Sängerkrieg auf der Wartburg, um 1859, Öl auf Leinwand, 130 x 88 cm, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0317
    August von Wille: Der Sängerkrieg auf der Wartburg, um 1859, Öl auf Leinwand, 130 x 88 cm, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. M0317

Seit 2014 befindet sich ein Gemälde im Bestand der Kunstsammlung der Wartburg, das – ergänzend zu der berühmten Version Moritz von Schwinds im Sängersaal – den mythischen Sängerwettstreit auf der Wartburg zum Thema hat. Interessant ist die Tatsache, dass der Künstler August von Wille das Geschehen im Gegensatz zu Schwind nicht im herrschaftlichen Hauptgebäude, dem Palas, stattfinden lässt, sondern die Sänger inmitten einer Schar weiterer Akteure im ersten Burghof vor dem Ritterhaus der ins Mittelalter zurückversetzten Wartburg platziert. Den spätmittelalterlichen Fachwerkbau der Vogtei sieht der Betrachter in ein dreistöckiges steinernes Bauwerk verwandelt und über dem Eingang zur Burg erhebt sich ein hoher Torturm mit Kegelaufsatz und vier Ecktürmchen.

Das farbenprächtige und detailreich ausgeführte Bild gibt rechts den Einzug des von einem Jagdausflug zurückkehrenden landgräflichen Paares mit Gefolge ins Burginnere wieder. In der Bildmitte wird gerade ein junger Mann mit Streichinstrument in der Hand willkommen geheißen, links davon hat sich ein weißbärtiger Mann zum Spiel auf seiner Harfe niedergelassen. Vor dem Steinbau mit vorgesetzter Arkade herrscht derweil bereits ein ausgelassenes Treiben, bei dem sich etliche Männer einträchtig feiernd an einer Tafel zusammengefunden haben und fröhlich ihre Becher erheben. Die herbeigetragenen Fässer und Krüge stellen den Nachschub für die Durstigen sicher und könnten ebenso wie die Ankommenden andeuten, dass die Zusammenkunft gerade erst begonnen hat. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man, dass einige der größtenteils ritterlich gewandeten und bewaffneten Versammelten Instrumente spielen oder tragen, was als Beleg dafür gewertet werden kann, dass der Künstler eine Szene aus dem Sängerkrieg wiedergeben wollte. Erstaunlicherweise thematisierte Wille aber nicht das eigentliche Hauptgeschehen, von einem „Krieg“ oder Wettstreit der Minnesänger fehlt bei seiner Darstellung, die eher von einem harmonischen Miteinander geprägt zu sein scheint, jede Spur. Oder steht mit dem Neuankömmling in der Mitte – vielleicht Heinrich von Ofterdingen – der Konflikt gerade erst bevor? Offenbar sollte hier der Moment vor dem entscheidenden Ereignis eingefangen werden. Das Gemälde mit seinen vielen lebensnah gezeichneten Figuren lebt unter anderem von der Spannung, was als nächstes passieren könnte.

Das Gemälde ist in der Dauerausstellung der Wartburg im Museumsraum S II zu sehen. Im Wartburg-Jahrbuch 2018 ist den Wartburg-Werken des Künstlers August von Wille ein Aufsatz gewidmet, außerdem wird das Bild als Neuerwerbung der Wartburg-Stiftung vorgestellt.

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