Der Minnegarten unterhalb der Wartburg
Diana Gröger, Mitarbeiterin im Museumshop, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats Juli 2020 vor:
„Es gibt noch verwunschene Orte mit einer ganz besonderen Stimmung im Gelände der Wartburg. Der Minnegarten zwischen Burg und Hotel ist so ein Platz. Hier blühen im Sommer die wunderschönsten Rosen, die man bei einem Blick aus dem Fenster des Museumsladens entdecken kann.“
Der Minnegarten befindet sich im Bereich des sogenannten Tugendpfads, der im 19. Jahrhundert noch ein dichtbewachsener, schmaler Weg um die Wehrmauern der Burg war. Am nördlichen Ende befanden sich damals Holz- und Gerümpelschuppen, die aus der Zeit der Erneuerung der Wartburg zurückgeblieben waren und ein Wäschetrockenplatz. Erst nachdem Burghauptmann Hans Lucas von Cranach 1894 sein Amt angetreten hat, wurde der wenig ansprechende Ort umgestaltet und an der Stelle der Schuppen wurde eine Werkstatt für den Burgtischler errichtet und auch ein malerischer Garten angelegt. Passend zum Tugendpfad wurde er Minnegarten genannt. Seinerzeit reichte er bis zur Westmauer des Ritterhauses und es gab neben Rosen, die an die heilige Elisabeth erinnern sollten, sehr viele unterschiedliche Pflanzenarten. Schaut man einmal in das 1907 erschienene Wartburgwerk in der Bibliothek der Wartburg, sind dort Bäume wie Linden, Ulmen, Weißdorn, Eibe, Fichten und Tannen beschrieben. Es gab außerdem Klee, weiße Lilien, Akeleien und Sonnenblumen. Sogar ein „altdeutsch Würzgärtlein“ war mit dem Minnegarten verbunden, der mit Lavendel, Thymian, Enzian, Wermut, Salbei oder Sauerampfer bepflanzt war. Neben vielen anderen finden sich diese nützlichen Kräuter übrigens heute im Senkgarten im zweiten Burghof neben dem Südturm, in dem im kommenden Jahr anlässlich des 500. Jubiläums von Martin Luthers Aufenthalt auf der Burg verschiedene Pflanzen aus Luthers Garten zu sehen sein werden.
Seine heutige Form hat der Minnegarten mit dem Neubau des Wartburggasthofs von 1912 bis 1914 erhalten. Nachdem die alte Gastwirtschaft abgerissen worden war, ist das Gelände für den neuen Gasthof tiefer gelegt worden und der hoch gelegene Platz wurde durch eine Mauer abgegrenzt. Seitdem befindet sich das Minnegärtchen dort und alte Fotografien zeigen, dass es nun vor allem mit Rosen bepflanzt war. Als 2003 die Planungen für den Burgenbaulehrpfad begonnen haben, ist das kleine Gärtchen mit vielen, zum Teil alten Rosensorten neu bepflanzt worden. Neben „Robin Hood“, „Madame Hardy“ oder „Rose de Resht“ blühen dort auch „Wartburg“ und „Eisenach“. Die beiden Rosensorten, deren Name direkt mit Burg und Stadt verbunden sind, wurden von ihrem Züchter schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts so benannt. Dass es heute aber noch genauso beliebt ist, Rosenzüchtungen nach bedeutenden Bauwerken, Persönlichkeiten und Ereignissen und vielem anderen mehr zu benennen, kann man spätestens im zweiten Burghof der Wartburg sehen. Im Kommandantengarten steht beispielsweise seit dem 800. Jubiläum 2007 die 1988 gezüchtete „Heilige Elisabeth“, zu der erst vor ganz kurzem die zum Jubiläum 2017 gezüchtete „Martin Luther Rose“ gekommen ist.
Wenn man es genau bedenkt, kann man auf der Wartburg ganz unabhängig von ihrer jahrhundertealten Geschichte und ehrwürdigen Architektur also auch eine kleine botanische Wanderung unternehmen und eine Vielzahl von Pflanzen entdecken, unter denen im Sommer ganz besonders die Rosen in den Höfen und vor allem natürlich im Minnegarten mit ihren verschiedenen Farbtönen begeistern.
Der Minnegarten ist zu den Öffnungszeiten der Wartburg zu besichtigen.