Der Kachelofen im Schweizer Zimmer Fayence, glasiert, Malerei, modelliert, Signatur: D.P. (David II. Pfau), Winterthur 1689, Inv.-Nr. KK0047
Kathleen Fuchs, Reinigungskraft auf der Wartburg, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats August 2023 vor:
„Der Kachelofen im Schweizer Zimmer ist ein tolles Beispiel für kunstvolles, historisches Handwerk. Die Verzierungen der Kacheln und des Kranzes sind wundervoll gearbeitet und lassen den Ofen so ganz anders aussehen als modernere Heizanlagen. Der über 300 Jahre alte Ofen ist etwas ganz Besonderes, und deswegen ist er mein Lieblingsobjekt.“
Bei ihrem Rundgang durchs Museum erwartet die Gäste ein Raum, der einen ganz anderen Eindruck hinterlässt als die sachlichen Museumsräume mit den wertvollen Kunstwerken in ihren Vitrinen: das Schweizer Zimmer. So genannt wird es, weil die Wandvertäfelung mit dem Ofen und einem Buffetschrank aus der Schweiz stammt. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach hatte den Raum während eines Urlaubs 1864 in Grüsch, im heutigen Kanton Graubünden, im ehemaligen Gasthaus „Zur Krone“ entdeckt, erworben und auf die Wartburg bringen lassen. Im Frühjahr 1865 ist die fast zweieinhalb Tonnen schwere Lieferung in Eisenach eingetroffen und wurde wohl 1867 hier eingebaut, um die Wohnungen der Prinzen und Prinzessinnen der großherzoglichen Familie auszuschmücken.
Der zweieinhalb Meter hohe Prunkofen des Schweizer Zimmers besteht aus einem Heizkasten mit sechseckigem Aufsatz, über dem sich ein Kranz aus verzierten Kacheln befindet. Wie viele ältere Kachelöfen wurde er wohl vom Nachbarraum aus befeuert. Allerdings ist gar nicht bekannt, ob der Ofen hier im Schweizer Zimmer überhaupt je in Benutzung war.
Am oberen Abschluss des Ofens ist eine Inschrift mit der Jahreszahl 1689 und der Abkürzung „D.P.“ zu erkennen. Dieses Kürzel steht für David II. Pfau (1644–1702), einem Mitglied der bekannten Hafnerfamilie Pfau aus Winterthur in der Schweiz. Hier wurden vom frühen 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert prächtige Öfen hergestellt, die heute in Museen oder Schlössern in der Schweiz, in Deutschland, aber auch in Frankreich stehen.
David Pfau aus Winterthur hat in unserem Fall aber nicht nur den Ofen gebaut, sondern auch die Kacheln gebrannt, glasiert und mit der besonderen Fayence-Technik bemalt. Auf den sechs großen Kacheln des Heizkastens sowie auf den vier Kacheln des Aufsatzes sind Szenen aus dem Alten Testament und Allegorien dargestellt, die mit einem kurzen Reim erklärt werden. Zu sehen sind beispielsweise Adam und Eva unter dem Apfelbaum, Abraham mit gezogenem Schwert über dem liegenden Isaak und der schlafende Jakob mit der Himmelsleiter. Die Kacheln des Kranzes stellen Judith mit dem Kopf des Holofernes dar.
Das Schweizer Zimmer mitsamt seinem eindrucksvollen Ofen kann von den Besucherinnen und den Besuchern zu den Öffnungszeiten besichtigt werden.
Quellen:
Bild 1: Blick in das Schweizer Zimmer als Teil der großherzoglichen Wohnung, Königlich Preußische Meßbildanstalt, retuschiert von Georg Rehlender, 1897/1898, Platinabzug, Pinsel in Grau und Braun, laviert, weiß gehöht, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr. Map_07_121
Bild 2: Blick in das heutige Schweizer Zimmer als Teil der Dauerausstellung der Wartburg, Wartburg-Stiftung, Foto: Rainer Salzmann
Bild 3: Der Kachelofen des David II. Pfau aus Winterthur, 1689, Fayence, glasiert, Malerei, modelliert, 250 cm hoch, 85 cm breit, 140 cm tief, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. KK0047, Foto: Rainer Salzmann
Bild 4: Ofenkachel mit Darstellung der Sintflut und der Arche Noah, Foto: Rainer Salzmann
Bild 5: Kranzkachel mit Judith und dem Kopf des Holofernes, Foto: Rainer Salzmann