Das Cranach-Denkmal an der Auffahrt zur Wartburg

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Das Cranach-Denkmal unterhalb der Wartburg
Das Cranach-Denkmal unterhalb der Wartburg

Andreas Kaiser, Mitarbeiter am Parkplatz unterhalb der Wartburg, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats Mai 2024 vor: „Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit fahre, sehe ich etwas abseits von der Straße das Cranach-Denkmal. Es erinnert an den langjährigen Burghauptmann Hans Lucas von Cranach, der viel für die Wartburg, aber auch für Eisenach getan hat.“

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  • Das Cranach-Denkmal unterhalb der Wartburg
    Das Cranach-Denkmal unterhalb der Wartburg
  • Fotoaufnahmen für „Die Waffen der Wartburg“ im Rüstsaal der Dirnitz
    Fotoaufnahmen für „Die Waffen der Wartburg“ im Rüstsaal der Dirnitz
  • Hans Lucas von Cranach lesend in der großen Torstube der Wartburg
    Hans Lucas von Cranach lesend in der großen Torstube der Wartburg
  • Gruppenbild mit Kaiser Wilhelm II. und großherzoglicher Familie auf der Gademtreppe
    Gruppenbild mit Kaiser Wilhelm II. und großherzoglicher Familie auf der Gademtreppe
  • Hans Lucas von Cranach auf einem Esel auf der Zugbrücke der Wartburg
    Hans Lucas von Cranach auf einem Esel auf der Zugbrücke der Wartburg
  • Medaille zum 30-jährigen Amtsjubiläum Hans Lucas von Cranachs 1924
    Medaille zum 30-jährigen Amtsjubiläum Hans Lucas von Cranachs 1924

Hans Lucas von Cranach ist uns in den „Objekten des Monats“ schon häufiger begegnet. Vor allem seine Fotografien und Postkarten zeigen die Wartburg von ihrer besten Seite. Aber wer war dieser Burghauptmann wirklich, dem sogar ein eigenes Denkmal unterhalb der Wartburg gestiftet wurde?

Der 1855 geborene Nachfahre des berühmten Malers hat 1875 mit seinem Bruder zum ersten Mal die Wartburg besucht und wurde vom Kommandanten Bernhard von Arnswald durch die Räume geleitet. Sicher konnte er damals noch nicht ahnen, dass er fast zwei Jahrzehnte später dessen Nachfolger werden sollte. 1876 trat er als Leutnant in den Dienst des Hauses Sachsen-Weimar-Eisenach und drei Jahre später wurde er zum Ordonnanzoffizier von Großherzog Carl Alexander bestellt. Er durfte seinen Dienstherren nicht nur auf Reisen nach Russland, Frankreich, Ita­lien, Schwe­den, Norwegen und Holland begleiten, es entwickelte sich auch schnell ein freundschaftliches Verhältnis und beide sind auch bald zu vertrauten „Du“ übergegangen.

Anfang des Jahres 1894 ist Hermann von Arnswald, der Bruder und Amtsnachfolger von Bernhard, gestorben. Die Wartburg brauchte einen neuen Burghauptmann und Carl Alexander dachte sofort an Hans Lucas von Cranach. Er schrieb ihm: „Daß ich an Dich, meinen Freund denke, kann Dich nicht wundern, ob­gleich ich mir wohl sagen kann, daß es umsonst ist. Vereinigst Du doch alle Eigen­schaf­ten, die das Vater­land und ich an jener Stelle brauchen: Zuverlässigkeit, Tr­eue, Streben nach weiten Hori­zon­ten, nach Wissen, Gutem und Schönem und einen berühm­ten Na­men dazu, für alle Zeiten eng verbunden mit der Geschichte meines Hau­ses.“ Umsonst war die Anfrage des Großherzogs nicht – Cranach sagte zu und trat sein Amt am 4. April 1894 an.

Der neue Burghauptmann kümmerte sich gleich um viele Dinge auf der Burg. Er ließ die Besucherzahlen erheben, die bis heute lückenlos aufgezeichnet werden. Er betreute die Umbauten am längst viel zu kleinen Wartburggasthof, der von 1912 bis 1914 dann neu errichtet worden ist. Hans Lucas von Cranach war Mitglied der Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen und hatte dort Bodo Ebhardt kennengelernt. Auf seine Empfehlung hin wurde der Burgenforscher und Architekt für den Bau des heutigen Wartburghotels verpflichtet.

Mit besonderer Hingabe hat er sich um die Rüstsammlung der Wartburg bemüht. 1896 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins für historische Waf­fenkunde, dem er jahrelang auch Vorsitzender vorgestanden hat. Er kontaktierte Fachleute für die Konservierung und wissenschaftliche Bearbeitung der kostbaren Sammlung. Der 1912 erschienene Bestandskatalog von Alfons Diener-Schönberg gilt noch heute als beispielhaftes Werk, nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Fotografien, die sämtlich von Hans Lucas von Cranach gefertigt worden sind.

Als sehr begabter Amateurfotograf hat Cranach sein Talent allerdings nicht nur für die Objektfotografien der Wartburgsammlungen oder Postkarten verwendet. Seine Bilder lassen auch die Wartburg der Jahrhundertwende mit ihren zahlreichen Gästen, den hochadligen und – mit Wilhelm II. – sogar kaiserlichen Besuchern wie auch die von ihm ausgerichteten Kostümfeste wieder lebendig werden.

Auch von der Stadt Eisenach hat der Burghauptmann etliche Fotografien geschaffen – einige davon gehören zu den ersten echten Farbfotos. Hier engagierte er sich bei der Entstehung  zahlreicher Einrichtungen, die die Kultur der Stadt bis heute ausmachen: beim Bau des Theaters, der Gründung des Thüringer Museums, dessen 1. Vorsitzender er bis 1908 war, und der Gründung des Reuter-Wagner-Museums. Er war Kuratoriumsmitglied der Elschner-Galerie, die der Kommerzienrat Curt Elschner der Stadt Eisen­ach stiftete.

Auf der Wartburg gehörte Hans Lucas von Cranach zu den Initiatoren des Vereins der Freunde der Wartburg, der sich nach der Übernahme der Burganlage und ihrer Angestellten durch die Wartburg-Stiftung im Jahr 1922 zusammengefunden hat.

Kein Wunder also, dass zu er zu seinem 30. Dienstjubiläum von den Freunden der Wartburg mit einer Plakette geehrt wurde. Dabei stand eine bedeutende Zuwendung des Cranach-Nachfahren noch aus: 1926 schloss er mit der Wartburg-Stiftung einen Erbvertrag ab, durch den die Wartburg eine große Anzahl von Kunstwerken aus seinem Besitz, darunter Gemälden seines Ahnherrn, erhalten hat.

Wenige Monate vor seinem Tod am 18. Oktober 1929 hat die Wartburg-Stiftung den Cranachstein, das Denkmal für den Burghauptmann am Fuß der Burg errichten lassen. Es zeigt das Familienwappen der Cranachs, die geflügelte Schlange, und seinen Wahlspruch „Je getreuer – je getroster“.

Man weiß, dass Cranach den neuen technischen Möglichkeiten seiner Zeit sehr aufgeschlossen gegenübergestanden hat. Sicher hätte ihm die Anlage des Parkplatzes an der Wartburgschleife gut gefallen, die Ende 1929 begonnen wurde und bis heute für viele Gäste der Wartburg der erste Anlaufpunkt ist. Beim Hinauffahren zur Burg oder beim Wandern in ihrer Umgegend lohnt auf jeden Fall ein Blick oder eine kurze Rast am Denkmal für den Burghauptmann Hans Lucas von Cranach.

Bildunterschriften und -nachweise:

Abb. 1 Das Cranach-Denkmal unterhalb der Wartburg, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Rainer Salzmann

Abb. 2 Fotoaufnahmen für „Die Waffen der Wartburg“ im Rüstsaal der Dirnitz, Hans Lucas von Cranach, 12.4.1911, Glasnegativ, 13 x 18 cm, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr.  PI_01_1056_C

Abb. 3 Hans Lucas von Cranach lesend in der großen Torstube der Wartburg, Hans Lucas von Cranach, 1909, Glasnegativ, 13 x 18 cm, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr. PI_01_1427_C

Abb. 4 Gruppenbild mit Kaiser Wilhelm II. und großherzoglicher Familie auf der Gademtreppe, Hans Lucas von Cranach, 24.4.1894, Fotografie, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr. Abz_01_0106-51

Abb. 5 Hans Lucas von Cranach auf einem Esel auf der Zugbrücke der Wartburg, Hans Lucas von Cranach, Sommer 1915, Glasnegativ, 13 x 18 cm, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Inv.-Nr. PI_01_1426_C

Abb. 6 Medaille zum 30-jährigen Amtsjubiläum Hans Lucas von Cranachs 1924, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung, Inv.-Nr. N0570

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