Brunnen im ersten Burghof der Wartburg

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Brunnen im ersten Burghof der Wartburg
sog. Pozzo, Abguss (2002) der Brunnenmündung aus dem venetianisch-istrischen Raum, 9. Jh., Kalkstein, Kunstsammlung, Inv.-Nr. B0097 / Brunnenaufsatz, Günter Laufer, 1976, Kopie nach Albert Fuchs, 1896, Eisen, geschmiedet,

Jens Armstroff, Mitarbeiter im Bereich der Haustechnik, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats August vor:

„Im tiefergelegenen Bereich des ersten Burghofs befindet sich ein kleiner Brunnen, der mit frischem Quellwasser aus der Wartburg-Wasserleitung versorgt wird. Früh am Morgen, lange vor dem Eintreffen der ersten Besucher, kann man dort manchmal die Wartburgtauben beobachten, die sich auf dem kunstvoll geschmiedeten Aufsatz oder dem Brunnenbecken niedergelassen haben.“

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  • Brunnen im ersten Burghof der Wartburg
    sog. Pozzo, Abguss (2002) der Brunnenmündung aus dem venetianisch-istrischen Raum, 9. Jh., Kalkstein, Kunstsammlung, Inv.-Nr. B0097 / Brunnenaufsatz, Günter Laufer, 1976, Kopie nach Albert Fuchs, 1896, Eisen, geschmiedet,
  • Zwei Kinder im romanischen Kostüm am Brunnen im ersten Burghof
    Zwei Kinder im romanischen Kostüm am Brunnen im ersten Burghof, Hans Lucas von Cranach, 3.6.1909, Fotografie

Der Brunnen im kleinen Hof vor der Vogtei erweckt den Anschein, als wäre er schon seit der Gründung der Burg hier. Dabei ist es mit ihm so, wie mit einigen anderen beliebten Fotomotiven der Wartburg: Obwohl sie zum Teil schon sehr alt und historisch bedeutend sind, bereichern sie die Burg erst seit dem 19. Jahrhundert und haben auch eine gegenwärtige Geschichte. Wer sich dafür interessiert, kann sich momentan in der Sonderausstellung der Wartburg „Objektiv – Die Wartburg im Spiegel der Fotografien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts” auf die Suche nach Beweisen machen. Die alten Fotografien zeigen die Wartburg, wie sie im 19. Jahrhundert ausgesehen hat. So gibt es beispielsweise eine Aufnahme des ersten Burghofs mit der Vogtei im Jahr 1855 ohne den berühmten Nürnberger Erker. Der wurde nämlich erst 1872 am Südgiebel der Vogtei angebracht. Schaut man genauer hin, fehlt auf dieser frühen Fotografie aber auch der kleine Brunnen. Bilder aus den 1870er Jahren zeigen an seiner Stelle erstmal sogar einen ganz anderen Brunnen, der aus einem gemauerten Becken und einer Säule mit Kapitell bestanden hat, an der eine Ziehvorrichtung mit Eimern befestigt war. Und genau genommen war das damals auch gar kein Brunnen, sondern eine Zisterne, in der Regenwasser aufgefangen wurde. Die aus dem Thüringer Wald kommende Wasserleitung versorgt die Wartburg erst seit 1887.

Im Jahr 1896 ist schließlich der Brunnen gebaut worden, wie wir ihn heute kennen. Nachdem Rohrleitungen dorthin verlegt wurden, wurde ein venezianisches Brunnenbecken aus dem 9. Jahrhundert, das der Burgherr Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach aus Italien mitgebracht hatte, aufgestellt. Den Aufsatz hat der Eisenacher Hofkunstschlosser Albert Fuchs nach dem Vorbild eines Ziehbrunnens im Palazzo Saracco in Ferrara entworfen und ausgeführt. Seitdem war die bald als „Wartburg”- oder „Drachenbrunnen” bekannte Wasserstelle für jeden Besucher der Burg frei zugänglich und wurde zum beliebten Foto- und Postkartenmotiv. Wind und Wetter aller Jahreszeiten haben dem Brunnen mit der Zeit jedoch geschadet. 1976 wurde deshalb der schmiedeeiserne Aufsatz abgebaut und von der Kunstschmiedewerkstatt des Kunstschmieds und Restaurators Günter Laufer originalgetreu kopiert. 2001 war auch mittelalterliche Brunnenbecken so angegriffen, dass es durch einen Abguss ersetzt werden musste. Seitdem fließt das Quellwasser wie in alter Zeit aus dem Maul des Drachen und stillt den Durst von manch einem Besucher.

Der Brunnen im ersten Burghof ist zu den Öffnungszeiten der Wartburg frei zugänglich. Die Sonderausstellung „Objektiv – Die Wartburg im Spiegel der Fotografien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts“ ist noch bis zum 31. Oktober 2019 zu besichtigen.

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