Die Kunstsammlung der Wartburg Eine europäisch geprägte Kunstkammer

Kunstsammlung der Wartburg-Stiftung

Zur Kunstsammlung gehören heute circa 9.600 Kunstobjekte unterschiedlicher Gattungen, darunter Werke der Malerei und Grafik, Plastik, aber auch Münzen, Musikinstrumente, Mobiliar und Kunstwerke des Historismus.

Sie wurde im 19. Jahrhundert von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach angelegt. Zu den Spitzenwerken zählen unter anderem Gemälde von Lucas Cranach d. Ä., geschnitzte Skulpturen Tilman Riemenschneiders, der so genannte Dürerschrank, eine Quinterne von Hans Oth, aber auch Gegenstände der Alltagskultur wie Martin Luthers Reiselöffel. Eine Auswahl von Objekten wird in der Dauerausstellung in den Museumsräumen und im Palas präsentiert.

Tagestickets können vor Ort an der Tageskasse erworben werden. Online-Tickets im Vorverkauf zur Wunschzeit:

vergangene Ausstellungen
Dürerschrank im Museum der Wartburg
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Lutherbibel Dieses Exemplar der Lutherbibel von 1541 ist etwas ganz ...
Reliquienkästchen, Beginn 13. Jahrhundert
Reliquienkästchen, Beginn 13. Jahrhundert
Reliquienkästchen Im Südwesten Frankreichs, um die Stadt Limoges, entstanden in ...
Romanisches Aquamanile
Romanisches Aquamanile
Romanisches Aquamanile Ein Aquamanile – „aqua“ (Wasser), „manus“ (Hand) - ist ...
Quinterne, um 1450
Quinterne, um 1450
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Leuchterengel-Paar, um 1510
Leuchterengel-Paar, um 1510
Leuchterengel-Paar Riemenschneiders volksnahe und lyrische Figuren unterscheiden ...

Die Geschichte der Kunstsammlung

Die Kunstsammlung im 19. Jahrhundert

Gleichwohl Schauplatz deutscher Geschichte und Ziel zahlreicher Pilger, beherbergte die Wartburg im 18. Jahrhundert nur noch wenige repräsentative Zeitzeugnisse und Kunstwerke. Erst das romantische Interesse am Mittelalter bewirkte den Wandel: Eine erste, ausgesprochen bedeutende Zuwendung veranlasste Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Er ließ die wertvollsten Stücke des 1801 aufgelösten Weimarer Zeughauses auf die Burg verlagern und in den Räumen des Palas ausstellen. Noch im gleichen Jahr wurde eine Ahnengalerie, bestehend aus 65 Fürstenporträts, auf die Wartburg überführt. Johann Wolfgang Goethe empfahl 1815, Schnitzwerke aus Blankenhain in der Kapelle der Wartburg aufzustellen, damit die Wartburg „künftig noch manchen Pilger mehr zählen“ könne. Zwar ist diese Idee seinerzeit nicht zur Ausführung gekommen, doch gilt sie als wichtiger Impuls für die museale Sammeltätigkeit.

Die 1838 beschlossene künstlerische und architektonische Erneuerung der Wartburg begründete auch die Entstehung der Kunstsammlung. Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach legte mit der Unterstützung seiner Mutter, Großfürstin Maria Pawlowna, den Grundstock für eine europäisch geprägte Kunstkammer, deren hochkarätige Objekte bis heute das Profil der Wartburgsammlung prägen. Bedeutende Zuwendungen sind auch Sophie von Oranien-Nassau und Augusta von Preußen, Gemahlin und Schwester Carl Alexanders, zu verdanken.

Ab 1883 wurde die bestehende Wartburgbibliothek gezielt um Literatur zu Luther und der Reformation erweitert, darunter etwa 800 Flugschriften der Reformationszeit. Die Korrespondenzen des Kommandanten Bernhard von Arnswald mit bedeutenden Zeitgenossen, Künstlern und Freunden bildeten die Grundlage für das heutige Wartburgarchiv.

Die Kunstsammlung im 20. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Abdankung der deutschen Fürstenhäuser stiftete Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach im Auseinandersetzungsvertrag mit dem Land Thüringen die Wartburg der Allgemeinheit. Seit 1922 verwaltet die Wartburg-Stiftung die Burg und ihre Sammlungen, die zwar im großherzoglichen Besitz verblieben, aber nicht entfernt werden durften.

Burghauptmann Hans Lucas von Cranach, ein Nachfahre Lucas Cranach d. Ä., hinterließ der Wartburg-Stiftung einen bedeutenden Bestand an Gemälden des Meisters. Die zahlreichen Glasnegative aus dem Besitz des fotografierenden Burghauptmanns bildeten einen wesentlichen Bestand der Fotothek der Wartburg.

Ein eigenes Wartburgmuseum begründete der Kunsthistoriker und 1930 eingesetzte Burghauptmann Hans von der Gabelentz-Linsingen, ohne dabei die großherzogliche Ausstattung anzutasten. Sein Ziel war es, die Sammlung zu erweitern und durch die Objekte bedeutende Begebenheiten und Persönlichkeiten der Wartburggeschichte zu beleuchten.

Den gravierendsten Einschnitt für die Kunstsammlung bedeutete die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 1946 wurde der größte Teil der Rüstsammlung der Wartburg demontiert, in Kisten verpackt und nach Russland transportiert. Der Thüringer Landtagspräsident hatte am 5. Januar 1946 die Annullierung der Rechte des früheren großherzoglichen Hauses verfügt. Die großherzoglichen Wohnräume in der Neuen Kemenate und in der Dirnitz wurden in sachliche Museumsräume verwandelt. Im neuentstandenen Wartburgmuseum wurden die wertvollsten Werke der Sammlung ausgestellt.

Die Kunstsammlung heute

Bis heute werden im Museum der Wartburg die Objekte der ehemaligen großherzoglichen Kunstsammlung präsentiert, die nach der Gütlichen Einigung 2003 zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Haus Sachsen-Weimar-Eisenach in den Besitz der Wartburg-Stiftung übergegangen sind. Hinzu kommen zahlreiche hochkarätige Objekte, die seit der Stiftungsgründung erworben wurden. Einen eigenen Sammlungsbereich bilden die qualitätvollen Kunstwerke des Historismus, die im 19. Jahrhundert für die Ausstattung der Wartburg geschaffen wurden. Jährlich veranstaltete Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen bieten immer wieder die Gelegenheit, der Öffentlichkeit auch selten gezeigte Objekte zu präsentieren. In der Schaubibliothek sind seit 2016 die ältesten und wertvollsten Schätze der Wartburgbibliothek zu besichtigen.