Der Schild Konrads von Thüringen mit dem schreitenden Löwen Reproduktion, Wartburg-Stiftung, Fotothek, Rainer Salzmann

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Reproduktion von Schild und Schwert des Konrad von Thüringen
Reproduktion von Schild und Schwert des Konrad von Thüringen

Nicolas Kreissl, Bundesfreiwilliger der Wartburg-Stiftung, stellt sein Objekt des Monats November 2024 vor: „Wenn ich an das Mittelalter denke, dann kommt mir direkt eine Sache in den Sinn: das Turnier. Und was wäre ein Turnier ohne die farbenfrohen Wappen der Ritter? Ich finde es faszinierend, dass die Tradition der Heraldik sich aus dem Mittelalter in Form von Stadt-, Bundesländer- oder Staatswappen bis in die Moderne „geschlichen“ hat. Die Ähnlichkeit der Landeswappen von Thüringen und Hessen mit dem gestreiften Löwen fällt dabei ganz besonders ins Auge und verweist auf die gemeinsame Geschichte, als beide Regionen im Herzen Deutschlands in der Landgrafschaft der Ludowinger vereint waren.“

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  • Abb. 1 Reproduktion von Schild und Schwert des Konrad von Thüringen in der Ausstellung „Von der Wartburg ins Thüringer Burgenland“
    Abb. 1 Reproduktion von Schild und Schwert des Konrad von Thüringen in der Ausstellung „Von der Wartburg ins Thüringer Burgenland“
  • Abb. 2 Der Schild Konrads von Thüringen mit dem schreitenden Löwen
    Abb. 2 Der Schild Konrads von Thüringen mit dem schreitenden Löwen
  • Abb. 3 Die Sage von der Zähmung des Löwen durch Ludwig IV. im Landgrafenzimmer der Wartburg, Moritz von Schwind, 1854
    Abb. 3 Die Sage von der Zähmung des Löwen durch Ludwig IV. im Landgrafenzimmer der Wartburg, Moritz von Schwind, 1854

Ein besonderer Blickfang in der aktuellen Sonderausstellung „Von der Wartburg ins Thüringer Burgenland“ ist zweifelsohne die Reproduktion eines großen, farbenfrohen Schildes (Abb. 1). Er wird Konrad, dem jüngsten von vier Söhnen des Landgrafen Hermann I. zugeschrieben. Das Original befindet sich im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg.

Auf dem kobaltblauen Grund des 90 cm hohen und 74 cm breiten Schildes ist ein gekrönter, rot-weiß gestreifter Löwe zu sehen. Grobe, schwarze Striche an der Brust des Tieres bilden das Fell ab. Der Löwe blickt, aufrecht auf seinen Hinterläufen stehend, nach heraldisch rechts und streckt die goldbemalten Krallen der Vorderklauen zur gleichen Seite aus. Eine vergoldete Krone aus Blech thront auf seinem Haupt. Ein milchig weißer Edelstein stellt das Auge dar. Das geöffnete Maul mit heraushängender Zunge erweckt den Anschein des Brüllens. Unter dem Löwen befindet sich außerdem ein aufgemalter weißer Schild mit einem schwarzen Balkenkreuz (Abb. 2).

Wappen hatten im Mittelalter eine besondere Bedeutung. Allerdings sind die Bedeutung und der Aufstieg der Wappenkunst zum Teil noch umstritten – ob als militärisches Statussymbol, Erkennungszeichen auf Turnieren oder als Symbol der Identifikation und Repräsentation. Der Schild bietet sich hierbei als Fläche an, welche mit Symbolen, Formen und Tieren verziert werden kann.

Schilde mit Symbolen zu bemalen, geht schon weit in die Antike zurück. Der heraldische Gebrauch von Wappen auf Schilden entwickelte sich jedoch erst im europäischen Mittelalter.
So trugen auch die Thüringer Landgrafen ein Wappen mit dem wohl beliebtesten Tier der Wappenkunde, dem Löwen – Symbol der Macht und Stärke.

Das hier gezeigte Wappen wurde zunächst von Ludwig III. ab 1179 geführt, die rot-weiß gestreifte Variante des Löwen etwa ab 1210. Die Farben gehen dabei auf die enge Verbindung der Ludowinger mit dem Erzstift Mainz zurück, der Löwe hingegen wurde von jenem bedeutenden Adelsgeschlecht übernommen, aus dem die Mutter Ludwigs III. stammte – den Staufern.

Beim Löwen handelt es sich um ein wiederkehrendes Motiv in der Geschichte der Ludowinger. So soll Landgraf Ludwig IV. der Sage nach den „König unter den Tieren“ ohne Waffengewalt durch pure Willenskraft bezwungen haben. Die Sage von der Zähmung des Löwen ist auch im Landgrafenzimmer der Wartburg durch Moritz von Schwind ins Bild gesetzt (Abb. 3).
Konrad, der Träger des oben behandelten Schildes, hatte als jüngster von vier Söhnen zunächst wenig Aussicht, jemals landgräflichen Einfluss auszuüben. Dies änderte sich mit dem plötzlichen Tod seines ältesten Bruders Ludwig IV. 1227 auf dem Weg zum Kreuzzug.
1231 herrschte Konrad an der Seite seines Bruders Heinrich Raspe über die ludowingischen Besitze in Hessen. Ab 1232 stellte er selbstständig Urkunden mit dem Titel „Jüngerer Landgraf“ und dem Pfalzgrafentitel aus. Am 18. November 1234 legte Konrad jedoch die Landgrafenwürde ab, um in den Deutschen Orden einzutreten. Das erklärt auch das letzte heraldische Symbol auf dem Schild, das schwarze Balkenkreuz auf weißem Grund.
Mit dem Tod Heinrich Raspes im Jahre 1247 starb die männliche Linie der Ludowinger aus. Infolge des daraufhin entbrannten thüringisch-hessischen Erbfolgekrieges wurde die Landgrafschaft in einen thüringischen und einen hessischen Teil aufgeteilt. Nach der formellen Teilung im Jahr 1268 blieb der ludowingische Löwe sowohl im Wappen der hessischen Fürstenhäuser als auch in Thüringen präsent; bis 1918 führten ihn noch der Großherzog von Hessen und in ihren großen Wappen mehrere thüringische Fürsten, wie der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, bis der Löwe so seinen Weg auf die Wappen der heutigen Bundesländer fand.

Bildunterschriften und -nachweise:

Abb. 1 Reproduktion von Schild und Schwert des Konrad von Thüringen in der Ausstellung „Von der Wartburg ins Thüringer Burgenland“. Wartburg-Stiftung, Fotothek, Rainer Salzmann

Abb. 2 Der Schild Konrads von Thüringen mit dem schreitenden Löwen, Reproduktion. Wartburg-Stiftung, Fotothek, Rainer Salzmann

Abb. 3 Die Sage von der Zähmung des Löwen durch Ludwig IV. im Landgrafenzimmer der Wartburg, Moritz von Schwind, 1854. Wartburg-Stiftung, Fotothek, Rainer Salzmann

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