Objekte zur Tierhaltung auf der Wartburg in der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“

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Die Objekte zur Tierhaltung im Innenbereich der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek
Die Objekte zur Tierhaltung im Innenbereich der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek

Nino Dell, Gästeführer auf der Wartburg, stellt sein Lieblingsobjekt des Monats Juli 2021 vor:

„Wer heute an Tiere auf der Wartburg denkt, dem fallen wohl als erstes die Esel ein, auf deren Rücken die kleinen Wartburggäste bis vor Kurzem noch die Burg erklimmen konnten. Auch die weißen Pfautauben im ersten Burghof erfreuen sich großer Beliebtheit. Zur Zeit von Luthers Aufenthalt 1521/1522 mussten sich die Burgbewohner den knappen Platz aber noch mit allerlei anderen Tieren teilen. In den Innenräumen der derzeitigen Sonderausstellung sind einige Objekte zu sehen, die Aufschluss über Luthers tierische Mitbewohner auf der Wartburg geben."

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  • Die Objekte zur Tierhaltung im Innenbereich der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek
    Die Objekte zur Tierhaltung im Innenbereich der Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek
  • Pferdestriegel, 15./16. Jahrhundert (?) vom Elisabethplan unterhalb der Wartburg. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek
    Pferdestriegel, 15./16. Jahrhundert (?) vom Elisabethplan unterhalb der Wartburg. Foto: Wartburg-Stiftung, Fotothek
  • Die Außenstation zur Tierhaltung 1521 im ersten Burghof der Wartburg. Foto: A. Matthes / KOCMOC
    Die Außenstation zur Tierhaltung 1521 im ersten Burghof der Wartburg. Foto: A. Matthes / KOCMOC

Über die Tierhaltung im frühen 16. Jahrhundert sind wir über Schriftquellen und Tierknochen aus archäologischen Bodenfunden informiert. Die Wartburg gehörte zu dieser Zeit zum gleichnamigen Amt Wartburg – einer Verwaltungseinheit innerhalb des Kurfürstentums Sachsen. Die Rechnungsbücher des Amtes aus der Zeit um Luthers Aufenthalt bezeugen, dass unter den vom Amt entlohnten Burgbewohnern auch ein Eseltreiber und drei bis vier Esel ihren Dienst verrichteten. Die Esel beförderten als Lasttiere unterschiedliche Waren auf die Wartburg. Wir wissen, dass ein Hufschmied die Tiere mehrmals im Jahr mit Hufnägeln und -eisen beschlug. Besonders wichtig waren zu Luthers Zeit natürlich auch Pferde als Reit- und Zugtiere. Amtmann Hans von Berlepsch, Vorsteher der Wartburg und Gastgeber Martin Luthers, musste fünf Pferde für Amtszwecke halten, die in einem Stall im Keller der Vogtei untergebracht waren. Für sie erhielt er halbjährlich eine größere Menge Hafer als Naturalabgabe aus den umliegenden Dörfern. Ein weiterer Stall befand sich im Bereich des zweiten Burghofs unterhalb des heutigen Gadems.

Sehr wahrscheinlich gehörten auch Hunde zu den auf der Wartburg gehaltenen Tieren. Als Naturalabgaben kamen unter anderem lebende Hühner und Schweine auf die Burg. Dass Rindfleisch verzehrt wurde, kann aus Tierknochen abgelesen werden. Ob diese jedoch als lebende Tiere auf der Burg hier aufgezogen und gehalten wurden, ist unsicher.

In der Sonderausstellung sind drei Objekte zu sehen, die insbesondere die Pferdehaltung näher beleuchten. Ein Hufeisen und ein Pferdestriegel kamen Mitte des 20. Jahrhunderts als Bodenfunde bei Ausgrabungen am Elisabethplan unterhalb der Wartburg zutage. Der Striegel, der aus einem gebogenen, gezähnten Blech mit Griff besteht, diente der groben Fellpflege von Pferden. Die Form war vor allem im 15. und 16. Jahrhundert geläufig und wurde oft innerhalb von Burganlagen gefunden. Ähnliche Steigbügel wie diese um 1520 hergestellten könnte auch Martin Luther genutzt haben, als er auf der Rückreise vom Wormser Reichstag bei Altenstein zum Schein überfallen wurde. Er musste die Reise auf die Wartburg auf dem Pferderücken antreten – sicher kein Vergnügen für den Reformator, der sich selbst als ungeübten Reiter bezeichnete. Dass Luther in seinem Exil auch noch andere Tiere begegneten, zeigt eine der Umschreibungen seines Aufenthaltsorts: „Unter den Vögeln, die auf den Zweigen lieblich singen […]“.

Die Objekte zur Tierhaltung können während der Öffnungszeiten des Museums im Sonderausstellungsraum besichtigt werden. Die Außenstation zur Tierhaltung im ersten Burghof ist bis zur Schließung des Burgtores zugänglich.

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