Bank aus dem Festsaal der Wartburg Friedrich Hrinda, 1858, Eiche geschnitzt, Wartburg-Stiftung, Kunstsammlung

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Schnitzerei an einer Bank im Festsaal der Wartburg
Schnitzerei an einer Bank im Festsaal der Wartburg

Kerstin Böttger, Mitarbeiterin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen, stellt ihr Lieblingsobjekt des Monats Juli vor:

„Der prächtige Festsaal im obersten Geschoss des mittelalterlichen Palas ist Schauplatz von mehr als 40 Veranstaltungen und Konzerten im Jahr. Nicht nur in den Malereien und Skulpturen, sondern auch an den geschnitzten Seitenlehnen der 14 im Saal stehenden Bänke eröffnet sich eine faszinierende Bildwelt, in der sogar der beste Freund des Menschen – ein Hund – im Rankenwerk zu entdecken ist.“

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  • Schnitzerei an einer Bank im Festsaal der Wartburg
    Schnitzerei an einer Bank im Festsaal der Wartburg

Der große Festsaal im obersten Geschoss nimmt die gesamte Länge und Breite des mehr als 800 Jahre alten Palas der Wartburg ein. Den Landgrafen von Thüringen diente er als Fest- und Versammlungsort und seine Ausstattung war im Mittelalter dementsprechend prachtvoll. Bereits damals beheizten drei Kamine den Raum und die reich verzierten Kapitelle werden noch heute von Säulen aus poliertem Kalksinter getragen, einem Material, das sich in den römischen Wasserleitungen bildete und als besonders kostbarer Werkstoff galt. In seiner langen Geschichte erlebte der Raum eine Vielzahl von bedeutenden Ereignissen. 1817 versammelten sich hier mehr als 500 Studenten zum Wartburgfest und ließen den Ruf nach einem geeinten Deutschland erschallen. Damals war der Raum keineswegs mehr prächtig, die Jahrhunderte hatten ihm zugesetzt. Doch fünfzig Jahre später war aus dem schlichten, flachgedeckten Raum der repräsentative Festsaal der Wartburg geworden, in dem Franz Liszt zur Feier des 800. Gründungsjubiläums sein Oratorium „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ dirigierte.

Lauscht man heute einem der zahlreichen Wartburgkonzerte, kann man den Blick über die üppige Ausstattung des Raums schweifen lassen. An den Giebelwänden erscheinen die landgräflichen Ahnen, die Holzskulpturen an der Ostseite vergegenwärtigen den Siegeszug des Christentums über das Heidentum. Doch muss man gar nicht so weit schauen. Auf einer der reich beschnitzten Holzbänke sitzend, befindet man sich mitten in einer artenreichen Tierwelt, denn hier tummeln sich Adler, Löwen, Drachen, Schlangen und sogar Eichhörnchen und Echsen. Ebenso wie bei den großen Holzskulpturen ist die Symbolik der Bankverzierungen der Bildwelt mittelalterlicher Physiologus- und Bestarienhandschriften entnommen, in denen tatsächliche und mythologische Tiere beschrieben und ihre Eigenschaften christlich gedeutet worden sind.

Der Hund, in diesem Fall ein Dackel, galt schon damals als treuer Begleiter des Menschen, der mit seiner Zunge sogar Wunden heilen konnte. Dass auf der zweiten Seitenlehne eine Wildkatze erscheint, lag sicher in der Absicht des Bildschnitzers, denn wie heißt es doch schön? „Wie Hund und Katz…“

Die reich beschnitzte Bank im Festsaal ist im Rahmen einer Führung durch den Palas oder bei einer zahlreichen Veranstaltungen zu besichtigen.

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