Auf den Spuren der heiligen Elisabeth Im Palas auf der Wartburg

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Fresko in der Elisabethgalerie
Fresko in der Elisabethgalerie

Grit Jacobs, Leiterin der Sammlungen, begibt sich im Monat April 2020 auf die Spuren einer Heiligen:

„Seit vor Kurzem die Museen geschlossen und Veranstaltungen abgesagt werden mussten, ist auch die Wartburg ein stiller Ort geworden. Ein Grund mehr, wieder einmal in ihre Geschichte einzutauchen, in Gedanken die Räume zu durchwandern und sich dabei auf die Spuren einer Heiligen zu begeben, die sich in der Gegenwart ganz gewiss bei der Pflege von Kranken und Hilfsbedürftigen aufgeopfert hätte.“

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  • Fresko in der Elisabethgalerie
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  • Elisabethkemenate
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  • Fresko in der Elisabethkemenate
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  • Fresko auf der Wartburg
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  • Elisabethgalerie
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Elisabeth von Thüringen, zweifellos die bedeutendste mittelalterliche Frauenpersönlichkeit und eine europaweit verehrte Heilige, hat in der Geschichte und Kunst der Wartburg zahlreiche Spuren hinterlassen. Die Patronin der Länder Hessen und Thüringen, zahlreicher karitativer Vereine und Krankenhäuser und vor allem der Notleidenden und Kranken wurde 1207 als Tochter Königs Andreas II. von Ungarn und seiner Gemahlin Gertrud von Andechs-Meran geboren, bereits als Vierjährige mit dem Landgrafensohn Ludwig verlobt, lebte von da an auf der Wartburg oder einer ihrer Schwesternburgen und wurde im Alter von 14 Jahren mit Ludwig vermählt. Auf einem Rundgang durch den Palas wird ihre Lebensgeschichte das erste Mal in der Elisabethkemenate, dem mittelalterlichen Frauengemach, erzählt. In prächtigen Mosaikbildern aus dem beginnenden 20. Jahrhundert erblickt man beispielsweise die Ankunft der Brautwerber am ungarischen Königshof und die symbolische Verlobung der beiden Kinder. Elisabeths tiefe Religiosität, verbunden mit dem Leben nach einem strikten Armutsideal franziskanischen Vorbilds sorgte an einem der vornehmsten Höfe Europas für einiges Aufsehen, denn die Landgräfin spann nicht nur Wolle für die Bedürftigen, sie ließ während der großen Hungersnot 1225/26 die fürstlichen Kornkammern öffnen, das Getreide verteilen und arbeitete bis zur völligen Selbstaufgabe in den von ihr gegründeten Hospitälern intensiv bei der Krankenpflege mit. Die radikale Lebensweise der Landgräfin wird im Mosaik nur in wenigen Bildern, wie der Niederlegung der Krone, der Darstellung Elisabeths am Spinnrocken und der Gründung des Hospitals in Marburg, angedeutet. Aber auch in den in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Szenen aus ihrem Leben von Moritz von Schwind in der Elisabethgalerie eine Etage darüber ist sie zunächst nicht das vordergründige Thema. Auf dem Weg zur Kapelle lässt sich die Geschichte der Heiligen abschreiten, angefangen bei ihrer Ankunft auf der Wartburg, über das berühmte Rosenwunder, den Abschied von ihrem Gemahl, den Weggang von der Wartburg, den Tod in Marburg bis hin zur feierlichen Erhebung ihrer Gebeine anlässlich der Heiligsprechung im Beisein Kaiser Friedrichs II.

Allerdings hat Moritz von Schwind mit den Darstellungen in den Medaillons zwischen den großen Szenen sehr eindrucksvoll auf das karitative Wirken der Heiligen hingewiesen, da Elisabeth hier die Werke der Barmherzigkeit nach Matthäus (25,31-46) eigenhändig ausübt. Ein großformatiges, heute verschollenes Gemälde, das sich vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhundert an der Stelle der heute sichtbaren Wandmalerei mit sechs Aposteln in der Kapelle befand, hat genau diese Szenen dargestellt. Geht man weiter durch die Räume der mittleren Etage, so begegnet man Elisabeth im Landgrafenzimmer bei der „Bändigung des Löwen“ wieder. Die in den mittelalterlichen Quellen als resolut und selbstbewusst beschriebene Fürstin weicht in Schwinds Fresko ängstlich die Hände ringend zurück, während ihr Gemahl Ludwig das Tier mit einer herrischen Geste unterwirft. An der Südwand im Festsaal im obersten Palasgeschoss erblickt sie man schließlich als Ahnherrin des Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach mit ihrem Gemahl zu Seiten des Landgrafen Hermann I.


Im Namen aller Mitarbeiter der Burg sei Ihnen alles Gute und Gesundheit gewünscht. Freuen wir uns gemeinsam auf die Zeit, in der wieder Leben in die stillen Räume einziehen kann und zahlreiche Gäste während einer Führung oder bei einer Veranstaltung auf den Spuren der heiligen Elisabeth im Palas der Wartburg wandeln.

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